Es wundert heute wohl kaum jemanden, wenn erzählt wird, dass die deutsche Bürokratie fast den Glühwein verhindert hätte, den wir alle gerade in der kalten Jahreszeit so schätzen. Die Idee, Rot- oder auch Weißwein mit Zucker und Gewürzen zu versetzen und ihn dann als fertigen Glühwein zu verkaufen, hatte in Deutschland erstmals der Besitzer einer Augsburger Weinkellerei im Jahr 1956. Die Augsburger Obrigkeit war darüber jedoch nicht erfreut, weil Wein damals nicht mit Zucker versetzt werden durfte, wenn er für den Verkauf gedacht war und es kam zu einem Bußgeldbescheid.

Fertiger Glühwein

Im Grunde darf Wein auch heute nicht mit Zucker versetzt werden, der Trick, damit es doch geht, ist die Umbenennung in Glühwein, dann geht es. Natürlich ist es nicht ganz so einfach. Es gibt zum Beispiel eine Glühwein-Verordnung der EU und praktisch jedes Bundesland hat eigene Gesetze, was die Benennung und die Inhaltsstoffe von Glühwein belangt. Sicher gab es schon lange vor 1956 Glühwein, nur gibt es kaum Beweise, sondern eher nur beiläufige Bemerkungen, etwa aus dem alten Rom, aber auch aus dem Schweden des 19. Jahrhunderts. In diesem Artikel soll es aber nicht etwa um Glühweinrezepte aus Schweden oder dem römischen Imperium gehen, sondern um fertigen Glühwein, der im Handel erhältlich ist.

Gesucht wird schlicht der beste fertig zu kaufende Glühwein

Eigentlich eine nicht zu bewältigende Aufgabe, denn die Anzahl an fertigen Glühweinen ist unübersehbar. Allein in Deutschland gibt es rund 11.000 Weinbaubetriebe. Wenn nur die Hälfte davon eigenen Glühwein anbietet, wahrscheinlich sind es weit mehr als die Hälfte, wird hier von tausenden verschiedenen Glühweinen geredet. Nicht zu vergessen, die fertigen Glühweine aus dem Ausland.

Hinzu kommt die Frage des persönlichen Geschmacks. In dieser Beziehung gibt es, wie beim Bier, örtliche Bevorzugungen, die weniger etwas mit Geschmack, sondern mit Heimattreue zu tun haben. Der Glühwein, der alljährlich auf dem Weihnachtsmarkt an einem bestimmten Stand einer bestimmten Stadt ausgeschenkt wird, ist dann einfach der beste. Das liegt meist eher daran, dass dieser Glühwein zusammen mit Freunden, Kollegen oder Verwandten vor Ort getrunken wird und so eine gesellige Runde den persönlichen Geschmack durchaus beeinflussen kann. Auf der anderen Seite gibt es durchaus an den Glühwein anlegbare Kriterien. Hier findet man weitere Informationen diesbezüglich.

Doch was ist Glühwein eigentlich?

Wird die EU-Verordnung Nr. 251/2014 über aromatisierte Weinerzeugnisse zurate gezogen, findet sich dort auf der Seite 31 unter Punkt 8 folgender Eintrag:

Glühwein:

Aromatisiertes weinhaltiges Getränk,

  • das ausschließlich aus Rotwein oder Weißwein gewonnen wird,
  • das hauptsächlich mit Zimt und/oder Gewürznelken gewürzt wird und
  • bei dem der vorhandene Alkoholgehalt mindestens 7 % vol beträgt.

Abgesehen von der Wassermenge, die aufgrund der Anwendung von Anhang I Nummer 2 zugesetzt wird, ist der Zusatz von Wasser untersagt.

Im Fall der Zubereitung aus Weißwein muss die Verkehrsbezeichnung „Glühwein“ durch Wörter, die auf die Verwendung von Weißwein hinweisen, beispielsweise das Wort „weiß“, ergänzt werden.

Im besagten Anhang I Nummer 2 (auf Seite 27) geht es um die erlaubten Süßungsmittel und das sind zusammengefasst praktisch alle Arten von Süßungsmitteln, die nicht auf Basis chemischer, sprich synthetischer Stoffe gewonnen werden.

Hilft uns das bei der Suche nach dem besten Glühwein weiter?

Ehrlich gesagt, nicht wirklich, oder? Es gibt aber Erfahrungswerte, was denn einen guten Glühwein ausmacht.

Zuerst einmal der zugrundeliegende Wein, der für die Glühweinzubereitung verwendet wird. Im besten Fall ist der auf dem Etikett oder der Verpackung des Glühweins aufgeführt. Auch der Zuckergehalt wäre interessant, doch dazu fehlen meist konkrete Zahlen. Verschiedene Labortests zeigen, das in einer Tasse fertigem Glühwein umgerechnet bis zu 6 Würfelzucker stecken. Mit dem in Zahlen ausgedrückten Anteil an Zimt und Gewürznelken hingegen kann kaum jemand etwas anfangen. Da ist wieder der persönliche Geschmack gefragt. Zu viel von beidem ist eher schlecht, denn sowohl Zimt als auch Gewürznelken besitzen sehr dominante Aromen.

Ein guter fertiger Glühwein besitzt vor allem nicht so viel Zucker, denn der verursacht den berühmt-berüchtigten „dicken Kopf“ am nächsten Tag, abgesehen von der Menge, die getrunken wurde. Leider ist vor allem Flüssigzucker ein billiger „Füllstoff“ und wird darum gerne reichlich eingesetzt. Der Preis eines fertigen Glühweins kann darum durchaus ein Hinweis auf die Qualität sein. Eher teure fertige Glühweine überzeugen durch einen guten Basiswein, am besten von einem Winzer und sie überzeugen so auch durch Wohlbefinden beim Trinken und Wohlbefinden am nächsten Morgen. Den „besten“ fertigen Glühwein gibt es nicht, aber es gibt Qualitätsmerkmale, an die sich zu halten lohnt.